06.03.2014 | Windenergie: Angebliche Abstandsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation sind frei erfunden 21. Oktober 201414. Februar 2019 Mit Blick auf die emotional geführte Diskussion um die Ausweisung von Potentialflächen für Windkraftanlagen im Regionalverband warnt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und ehrenamtliche Beigeordnete der Bündnisgrünen im Saarbrücker Schloss, Gertrud Schmidt, vor der unkritischen Übernahme von fragwürdigen Befunden: „Es handelt sich bei Windrädern um industrielle Anlagen zur Energieumwandlung, die wie alle solchen Anlagen mit Beeinträchtigungen für Mensch und Natur verbunden sind. Bedenken der Bürgerinnen und Bürger sind daher ernst zu nehmen. In die Debatte mischen sich aber auch Argumente, die einer kritischen Prüfung nicht Stand halten. So wird etwa regelmäßig auf angebliche Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwiesen, nach denen bei Windkraftanlagen ein Mindestabstand von 2.000 Metern zur Wohnbebauung einzuhalten sei. Grund sei, dass von diesen Anlagen Emissionen von unhörbarem, aber dennoch gesundheitsschädlichem „Infraschall“ ausgingen. Die angeblichen Empfehlungen sind aber offenbar frei erfunden: Die baden-württembergische Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz hat sich bei der WHO ausdrücklich nach solchen Empfehlungen erkundigt. Ihr wurde von der Organisation „mit Schreiben vom 22.03.2013 mitgeteilt, dass sie weder Richtlinien speziell für Lärm von Windenergieanlagen noch Empfehlungen zu Abständen zwischen Windenergieanlagen und Wohnbebauung veröffentlicht hat.“ Es gebe zwar Empfehlungen zum nächtlichen Lärm („Night Noise Guidelines for Europe“ aus dem Jahr 2009). Die empfohlenen Außenpegel von 40 dB(A) entsprächen aber durchaus der bundesdeutschen „Technischen Anleitung Lärm“, der auch Windkraftanlagen unterliegen (http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/229949/ ). Nach Einschätzung der Landesanstalt finden sich auch ansonsten für gesundheitliche Schäden durch von Windkraftanlagen erzeugten Infraschall keine echten wissenschaftlichen Belege. Einschlägige Arbeiten wiesen gravierende Erhebungsmängel und problematische Methodik auf. Wie eingangs gesagt müssen Bedenken der Menschen ernst genommen werden. Wir sollten uns aber davor hüten, mit ungeprüften Meldungen aus dem Internet Ängste zu erzeugen. Wer will, findet im Internet angebliche Beweise für alles. Ad hoc aufgestellte Behauptungen finden rasch Verbreitung und gelten allein durch stete Wiederholung schließlich als erwiesen. Hier hilft nur, kritisch nachzufragen und wenn nötig falsche Behauptungen zu korrigieren.“