Gleichstellungs-Charta: Regionalversammlung lehnt Unterzeichnung ab

Steinmetz: Verpasste Chance für mehr Gleichstellung

Der Regionalverband Saarbrücken hat die Unterzeichnung der „Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene“ durch die Koalitionsfraktionen von SPD und CDU auf der gestrigen Sitzung der Regionalversammlung abgelehnt. Grünen-Fraktionschefin Sandra Steinmetz wirft der SPD-CDU-Koalition parteipolitisches Geplänkel auf dem Rücken der Frauen vor. Während sich der Saarbrücker Stadtrat einstimmig für die Unterzeichnung ausgesprochen habe, so Steinmetz, setze die Regionalversammlung mit ihrer Ablehnung ein verheerendes Signal. Die Grünen-Politikerin fordert vor dem Hintergrund der Corona-Krise einen neuen Anlauf, um die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung zu fördern. Jede verpasste Chance für Frauen sei eine zu viel.

„Mit der Unterzeichnung der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern hätte der Regionalverband Saarbrücken wie auch 56 weitere Landkreise und Städte, darunter der Landkreis Neunkirchen und die Stadt Saarbrücken, ein starkes Signal setzen können. Insgesamt gibt es 1811 Unterzeichner in 36 europäischen Ländern, weit über die EU-Grenzen hinaus. Die Ablehnung der Unterzeichnung durch die SPD-CDU-Koalition in der Regionalversammlung ist nicht nur eine verpasste Chance für mehr Gleichstellung im Regionalverband Saarbrücken, sondern auch ein verheerendes Signal“, kritisiert Sandra Steinmetz, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in der Regionalversammlung, dem Parlament des Regionalverbandes Saarbrücken.

Die Grünen-Politikerin appelliert, die ablehnende Haltung vor dem Hintergrund der Corona-Krise zu überdenken. Steinmetz: „Mit der Corona-Krise wurde nochmal deutlich, dass die ungleiche Verteilung von Chancen auf das Geschlecht zurückzuführen ist. Insbesondere sind es Frauen, die mit Mehrfachbelastungen kämpfen: Beruf, Haushalt, Familie und Home-Schooling. Alles wird immer noch mehrheitlich von Frauen ‚unter einen Hut‘ gebracht. Rund 90 Prozent der Alleinerziehenden und rund 80 Prozent der Pflegekräfte sind Frauen. Zugleich wird die Mehrheit der Minijobs von Frauen ausgeführt, die in der Krise als erstes ihren Job verloren.“

Jede verpasste Chance für eine Frau sei eine zu viel. Notwendig sei ein Gleichstellungsaktionsplan mit breiter Bürgerbeteiligung, wie ihn die Charta zur Umsetzung vorsieht. Steinmetz: „Wir brauchen dringend einen Aktionsplan mit klaren Zielformulierungen für mehr Gleichstellung im Regionalverband Saarbrücken. Diskriminierungen und Benachteiligungen von Frauen, die Beseitigung von Geschlechtsstereotypen und die ausgewogene Mitwirkung von Frauen bei Entscheidungen sind auch heute noch Auftrag und Verpflichtung zugleich. Obwohl in den vergangenen Jahren einiges erreicht wurde, kann von echter Gleichstellung immer noch keine Rede sein. Der Regionalverband muss daher die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung konsequent fördern.“

Hier finden Sie weitere Informationen zur Gleichstellungscharta: https://www.rgre.de/interessenvertretung/cemr/gleichstellung/