31.07.2012 | Bündnisgrüne im Schloss: Mangel an ErzieherInnen ist nicht mit Aktionismus zu beheben

Der bil­dungs­po­li­ti­sche Spre­cher der bünd­nis­grü­nen Frak­ti­on in der Regio­nal­ver­samm­lung Saar­brü­cken, Ste­phan Kör­ner, stuft Äuße­run­gen von Regio­nal­ver­bands­di­rek­tor Peter Gil­lo, wonach Lang­zeit­ar­beits­lo­se qua­si im Hand­um­dre­hen zu Erzie­he­rIn­nen aus­ge­bil­det wer­den könn­ten, als Zei­chen von bedenk­li­chem Aktio­nis­mus ein. Er bit­tet den Regio­nal­ver­bands­di­rek­tor drin­gend, sei­ne Posi­ti­on zu über­den­ken
Der Regio­nal­ver­bands­di­rek­tor wird in der Saar­brü­cker Zei­tung vom 13.07.2012 (Sei­te C6) wie folgt zitiert: “Offen ist er für die Idee der Bun­des­re­gie­rung, Arbeits­lo­se zu Erzie­hern aus­zu­bil­den. Er kön­ne sich vor­stel­len, dass Allein­er­zie­hen­de, die von Hartz IV leben, nach einer Aus­bil­dung als Erzie­he­rin­nen arbei­ten.“
Ste­phan Kör­ner dazu: „Hier ent­steht der fata­le Ein­druck, als könn­ten ange­sichts des Fach­kräf­te­man­gels qua­li­fi­zier­te Päd­ago­gen aus dem Hut gezau­bert wer­den. Tat­säch­lich ist nicht abzu­se­hen, wie im Regio­nal­ver­band der dem­nächst gel­ten­de Rechts­an­spruch auf einen Kita-Platz zu erfül­len sein wird. Jetzt noch so zu tun, als könn­ten die Ver­säum­nis­se auf Ebe­ne der Kom­mu­nen und des Regio­nal­ver­bands mit sol­chen Ad Hoc-Maß­nah­men geheilt wer­den, ist pure Augen­wi­sche­rei. Herr Gil­lo folgt offen­bar reflex­haft einem Vor­schlag der Bun­des­mi­nis­te­rin von der Ley­en. Die­ser Vor­schlag wird indes in Fach­krei­sen und in sei­ner eige­nen Par­tei – zu Recht – äußerst kri­tisch beur­teilt. Herr Gil­lo steht mit sei­ner Posi­ti­on ziem­lich iso­liert da.“
So wird zu besag­tem Vor­schlag von Bun­des­mi­nis­te­rin von der Ley­en ein Spre­cher des saar­län­di­schen Bil­dungs­mi­nis­te­ri­ums in der Saar­brü­cker Zei­tung vom 28./29.7.2012 (Sei­te C1) wie folgt wie­der­ge­ge­ben: “Der Vor­schlag der Bun­des­mi­nis­te­rin sei “ohne Abstim­mung mit den Län­dern” erfolgt, erklärt Erik Harms-Immand von der Pres­se­stel­le. Im Saar­land sei ein Mitt­le­rer Bil­dungs­ab­schluss Zulas­sungs­vor­aus­set­zung für die Aus­bil­dung an den Fach­hoch­schu­len und Aka­de­mien für Sozi­al­päd­ago­gik. “Ein Groß­teil der Lang­zeit­ar­beits­lo­sen dürf­te nicht über die­sen Abschluss ver­fü­gen”, sagt Harms-Immand.“
Der saar­län­di­sche Bil­dungs­mi­nis­ter Ulrich Com­mer­çon wird in die­sem Arti­kel wei­ter wie folgt zitiert: “Alle Maß­nah­men zur Fach­kräf­te­si­che­rung, die mit einer ver­rin­ger­ten Qua­li­tät ein­her­ge­hen und gute päd­ago­gi­sche Arbeit erschwe­ren, leh­ne ich grund­sätz­lich ab.“
Die Saar­brü­cker Ober­bür­ger­meis­te­rin Char­lot­te Britz hat in die­sem Zusam­men­hang fol­gen­des erklärt: “… Zwei Din­ge dür­fen nicht pas­sie­ren: Das Berufs­bild des Erzie­hers mit sei­ner vier­jäh­ri­gen Aus­bil­dungs­zeit darf nicht auf­wei­chen, und das Gan­ze darf nicht zu einem Zwangs­in­stru­ment für Arbeits­lo­se wer­den. Denn unter bei­dem wür­den letzt­lich die Kin­der lei­den …”.
Vor dem Hin­ter­grund der kri­ti­schen Äuße­run­gen hat die bünd­nis­grü­ne Frak­ti­on eine Anfra­ge an den Regio­nal­ver­bands­di­rek­tor gerich­tet. Sie bit­tet ihn dar­in um eine per­sön­li­che Stel­lung­nah­me, ob er an sei­ner ursprüng­li­chen Posi­ti­on fest­hält oder ob er die Pro­ble­ma­tik inzwi­schen dif­fe­ren­zier­ter beurteilt.