Gesundheit bei Hitze besser schützen

Forderungen für einen besseren Hitzeschutz im Regionalverband Saarbrücken angesichts des Klimawandels
Patrick Ginsbach, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in der Regionalversammlung:
Heiße Temperaturen über mehrere Tage sind eine ernsthafte Gefahr für die menschliche Gesundheit. Insbesondere Kleinkinder, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sind dabei besonders gefährdet. Sie sind anfälliger für Hitzekrämpfe oder Dehydrierung. Zudem leiden sie vermehrt unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Jahr für Jahr gibt es Tausende hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland. Zwischen 1951 und 2018 sind die sog. Heißen Tage mit Höchsttemperaturen über 30 Grad im linearen Trend um 7,7 Tage im Jahr im Saarland angestiegen. Der Klimawandel schlägt auch im Saarland voll durch.
Eine Studie von Forscher*innen und Wissenschaftler des Robert Koch-Institutes, des Umweltbundesamtes und des Deutschen Wetterdienstes hat sogar eine Übersterblichkeit durch Hitze für die Jahre 2018-2020 in Deutschland festgestellt; fast 20.000 Menschen kamen durch die direkten Auswirkungen der Hitzewellen zu Tode.
Trotzdem ist der Regionalverband Saarbrücken bislang nur unzureichend vorbereitet. Bis auf ein „Infoblatt Hitze“, das der Regionalverband Saarbrücken über seine Internetseite der Bevölkerung zur Verfügung stellt, hat sich trotz großen Handlungsbedarfs infolge der Klimakrise und den Erfahrungen der vergangenen Hitzesommer bislang nichts bis wenig getan. Einen Hitzeaktionsplan gibt es immer noch nicht.
Dabei hat das Bundesumweltministerium bereits 2017 Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit herausgegeben. Wichtig ist es, bei Hitze vorsorgend und angepasst zu handeln. Insbesondere betrifft dies das Gesundheits- und Sozialsystem, bei dem die entsprechenden Pflege- und Betreuungsmaßnahmen der Hitze angepasst werden müssen, damit es zu weniger Gesundheitsschäden oder gar Todesfällen kommt.
Der Grünen-Politiker fordert in Anlehnung an die Handlungsempfehlungen des Bundesumweltministeriums einen Hitzeaktionsplan mit Maßnahmen für einen besseren Hitzeschutz im Regionalverband Saarbrücken:

6 Grüne Forderungen für mehr Gesundheitsschutz bei Hitze

1. Gesundheitsamt als zentraler Koordinator
Im Falle einer Hitzewelle ist es sinnvoll, sich auf eine zentrale Leitungsstelle zu verständigen, die – unbeschadet der gesetzlichen Zuständigkeiten – koordiniert und Aktivitäten bündelt.
Forderung:
Das Gesundheitsamt des Regionalverbandes Saarbrücken sollte im Falle einer Hitzewelle als zentrale Koordinierungsstelle dienen, indem es alle kommunalen Aktivitäten von Regionalverband und den regionalverbandsangehörigen Städten und Gemeinden koordiniert – z. B. fachlich und ärztlich die Entscheidungsträger vor Ort berät. Zugleich gilt es, das Gesundheitsamt personell in die Lage zu versetzen, die Herausforderungen auch zu bewerkstelligen.

2. Hitzewarnungen kommunizieren
Nur wer rechtzeitig informiert und sensibilisiert ist, kann Vorsorge treffen. Das Gesundheitsamt sollte alle relevanten Behörden sowie alle Einrichtungen, die für die gesundheitliche und soziale Versorgung der Bevölkerung zuständig sind (z. B. Pflegedienste, Kitas, etc.), dafür sensibilisieren.
Forderung:
Das Gesundheitsamt sollte alle Einrichtungen auf die kostenlosen Angebote des Deutschen Wetterdienstes hinweisen, insbesondere den Newsletter und die App, um rechtzeitig die amtlichen Hitzewarnungen zu erhalten.

3. Hitze in Innenräumen reduzieren
Die Vermeidung von Hitze kommt in Wohn-, Arbeits- und Aufenthaltsräumen eine hohe Bedeutung zu. Der Regionalverband und die Kommunen sollten stärker als bisher Maßnahmen empfehlen, wie das Anpassen des Lüftungsverhaltens, das Abdunkeln von Räumen oder angemessene Kleidung.
Forderung:
Der Regionalverband Saarbrücken sollte ein Förderprogramm prüfen, um einfache und überschaubare Hitzeanpassungsmaßnahmen wie Außenjalousien oder Ventilatoren für Risikopersonen ermöglichen zu können, die sich diese aus sozialen Gründen nicht leisten können.

4. Risikogruppen besonders schützen
Risikogruppen wie Kleinkinder, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen müssen vor Hitze ganz besonders geschützt werden. Insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit einer immer älter werdenden Bevölkerung gewinnt dies weiter an Relevanz.
Zudem gibt es immer mehr allein oder gar isoliert lebende Menschen, denen soziale Kontrolle und Hilfe fehlt.
Aber auch Menschen, die im Freien körperlich arbeiten, sind besonderen Risiken ausgesetzt.
Forderung:
Der Regionalverband Saarbrücken sollte künftig Hitzepatenschaften vermitteln, bei denen sich Freiwillige um Risikopersonen kümmern, die anderweitig nicht unterstützt werden. Wichtig ist es, diese Personen zu erreichen und bei Bedarf zu unterstützen. Dies kann durch regelmäßige Besuche oder Anrufe geschehen.

5. Gesundheits- und Sozialsystem vorbereiten
Die Beteiligten des Gesundheits- und Sozialsystems sind die direkten Schnittstellen zu den besonders von Hitze betroffenen Menschen. Daher kommt ihnen in der Hitzeprävention eine besondere Bedeutung zu.
Forderung:
Der Regionalverband erarbeitet gemeinsam mit den Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialsystems, z. B. Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern oder Schulen, individuelle und angepasste Maßnahmenpläne zur Vorbereitung auf Hitzeereignisse. Dabei sollten auch Nebeneffekte der Hitze, wie z. B. Ausfälle bei der Stromversorgung, mitberücksichtigt werden.

6. Lebensraum Stadt anpassen
Hitzewellen zwingen auch bei der Stadtplanung und im Bauwesen zum Umdenken. Insbesondere Menschen in Städten sind besonders betroffen, da sich diese tagsüber stärker erhitzen und nachts weniger abkühlen als das Umland (Hitzeinsel-Effekt). Der Regionalverband ist in der Verantwortung, hier flankierend zu den Städten und Gemeinden zu handeln.
Forderung:
Der Regionalverband Saarbrücken sollte flächendeckend kühle Räume kartieren und kommunizieren, z. B. schattige Parks, Kirchengebäude oder klimatisierte Bibliotheken. Insbesondere können damit sozial schwache Menschen, die vor allem in besonders hitzekritischen Bereichen wohnen, unterstützt werden